COVID-19 bei alten Menschen – besondere Gefährdung!

Die Corona-Pandemie hat inzwischen zu über 80 Millionen Infektionen und über 1,8 Millionen Todesfällen geführt, darunter vor allem alte Menschen. Bei der Altersgruppe der Hochbetagten kam es wesentlich häufiger zu Todesfällen als bei Jüngeren. Am stärksten gefährdet sind Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Man schätzt, dass international zwischen einem und zwei Dritteln der an Covid-19 verstorbenen Menschen Bewohner von Langzeitpflege-Einrichtungen waren, wovon 80 % dort verstorben sind und nicht in eine Klinik kamen. In Deutschland waren 70% der an Covid-19 Gestorbenen über 80 Jahre alt, in den USA sogar noch mehr. Die Letalität der Covid-19-Erkrankung ist somit im Alter ungleich höher als in jüngeren Jahren.  

Was sind dafür die Gründe? Bekanntlich ist die Erkrankung, das wissen wir inzwischen, ein „Chamäleon“ und verläuft häufig, zumindest anfänglich, uncharakteristisch mit vielfältigen Symptomen, was die Erkennung erschwert. Bei älteren Patienten aber kommt es häufig danach rasch zu einer dramatischen Verschlechterung. Hierbei soll auch ein nicht gespürter Sauerstoffmangel eine Rolle spielen („silent hypoxemia“), welcher von Wissenschaftlern kürzlich überhaupt erstmals bei Covid-19-Infektionen beschrieben wurde (Literatur siehe unten). Ein anderer Grund ist die Tatsache, dass sehr viele Menschen in höherem und hohem Alter an vielerlei Krankheiten leiden („Multimorbidität“). Besondere Bedeutung haben dabei eine chronische Funktionsstörung der Nieren, ein Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen und eine COPD können zu einem besonders schweren oder tödlichen Verlauf beitragen. Weitere häufig bei einem ungünstigen Verlauf beobachtete Faktoren sind Demenz, Störungen der Alltagsaktivität und Gebrechlichkeit. Bekanntlich lassen auch die Funktionen des Immunsystems mit zunehmendem Alter nach. Ein weiterer ungünstiger Faktor in allen einschlägigen Untersuchungen ist die Versorgung dieser alten Menschen in einer stationären Pflegeinrichtung.  

Welche Möglichkeiten bestehen, alte Menschen vor diesen vielfältigen Gefährdungen zu schützen? In erster Linie schützt natürlich eine Impfung. Dies wurde auch durch die sinkende Rate an Todesfällen nach Beginn der Impfkampagne der alten Menschen und besonders der in den Heimen gepflegten belegt. Medikamentöse Möglichkeiten der Vorsorge sind nicht wissenschaftlich belegt. Doch gibt es gewisse Hinweise auf günstige Einflüsse. So wird eine vorsorgliche Behandlung mit Vitamin D empfohlen, da bei alten Menschen ein Mangel an Vitamin D weit verbreitet ist und dieses einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem hat. In Untersuchungen hat man eine doppelt so hohe Häufigkeit von Covid-19-Erkrankungen bei Menschen mit nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel gefunden. Dasselbe gilt für das Spurenelement Zink.  Beide Medikamente sind gut verträglich und Mangelzustände im Alter häufig. Auch ASS 100 mg täglich kann prinzipiell erwogen werden, da darunter günstige Effekte auf den Krankheitsverlauf dokumentiert sind, sofern es vertragen wird. 
 

Literatur:  

M.Gosch und K. Singler: COVID-19 bei alten Patienten. Herzmedizin 1/2021, S. 22-27 

Miller C, Stangl R, Adler C, Strohm M, Bernardo C, Lechleuthner A, Viethen A: Silent hypoxemia of COVID-19 pneumonia—typical courses with implications for outpatient care. Dtsch Ärztebl Int 2021; 118: 8–9. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0115 Dieser Beitrag erschien online am 17. 12 . 2020 (online first) auf www.aerzteblatt.de