Informationen zu geriatrischen Syndromen

Geriatrische Syndrome 

Unter dem Begriff „geriatrische Syndrome“ sind unterschiedliche Krankheitszustände und Störungen zusammengefasst, welche bevorzugt im Alter auftreten und die Selbstständigkeit und Gesundheit gefährden. Besonders die geriatrischen Syndrome können die Lebensqualität im Alter beeinflussen. Sie erfordern daher besonderes Augenmerk, Fürsorge und eventuell auch Behandlung. Daher möchten wir Ihnen die Wichtigsten vorstellen und darauf hinweisen, was Betroffene tun können. 

 

Harninkontinenz  

„oben“ (d. h. im Kopf) „klar und unten dicht“ (die Blase betreffend) ist u. a. ein wichtiges Ziel, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten.  

Beschwerden im Zusammenhang mit dem Wasserlassen („Blasenschwäche“) bis hin zum Unvermögen, den Harn zu halten, kommen häufig als Langzeitfolge eines Diabetes vor. Dabei können verschiedene Störungen eine Rolle spielen, insbesondere eine mögliche Folge einer diabetischen Nervenerkrankung, nämlich die häufige so genannte diabetische Cystopathie (Störung der Blasenfunktion). Eine Überfüllung der Blase wird zu spät oder nicht mehr gespürt, so dass die Blasenmuskulatur überdehnt wird, mit der Folge einer unvollständigen Entleerung und unwillkürlichem Harnabgang. Häufig kommt es auch zu einer verstärkten Aktivität der Blasenmuskulatur bei gleichzeitiger Schwäche des Verschlussmechanismus am Blasenausgang mit Harndrang und Kontrollverlust der Blase. Betroffen sind insbesondere Frauen. Bei zuckerhaltigem Urin sind Harnwegsinfektionen und Blasenschwäche besonders häufig. Häufiges Wasserlassen erhöht das Sturzrisiko bei nächtlichen Toilettengängen. 

Bei der nicht-medikamentösen Therapie werden Betroffene dazu angehalten, etwa 3–5-stündlich ihre Blase zu entleeren, auch wenn sie keinen Harndrang verspüren, um die Überdehnung der Blase zu vermeiden oder zurückzubilden. Gezieltes Training zur Stärkung des Beckenbodens kann den Verschluss der Blase stärken, um eine Operation zu vermeiden.    

Die ausschließliche Behandlung mit Einlage oder Vorlagen sollte auf die Behandlung unbeweglicher Patienten beschränkt bleiben.  Blasenverweilkatheter sollten möglichst vermieden werden, außer dann, wenn alle Anstrengungen versagen. Insbesondere bei Männern sollte dann ein suprapubischer Katheter (durch die Haut in die Blase eingelegt) bevorzugt werden. 

Medikamentös kommen verschiedene, an unterschiedlichen Stellen wirkende Medikamente zum Einsatz, z.B. so genannte Cholinergika oder Alphablocker. Bei älteren Menschen mit Diabetes sollte mindestens einmal jährlich nach einer Harninkontinenz oder einer Blasenüberdehnung gefahndet werden.  

 

Gebrechlichkeit (Frailty) und Muskelabbau (Sarkopenie) oder erreiche ich noch rechtzeitig die Toilette? 

Unter Gebrechlichkeit versteht man eine verminderte Kraft, körperlich und geistig schwierigen Situationen gewachsen zu sein. Sie macht besonders anfällig gegenüber gesundheitlichen Schwierigkeiten wie z.B. Stürzen. Gebrechlichkeit ist gekennzeichnet durch Gangunsicherheit, verlangsamten Gang, ungewollte Gewichtsabnahme, Muskelschwäche, rasche Erschöpfbarkeit und geringe physische (körperliche) Aktivität, verlangsamtes Denken. Verursacht wird sie durch vielfältige Faktoren, darunter auch durch Muskelabbau. Somit gibt es Gemeinsamkeiten mit dem Muskelabbau (sogenannte Sarkopenie) und der Muskelschwäche. Beide haben große Bedeutung, wenn es um den Erhalt von Funktionalität, Selbständigkeit und Lebensqualität des älteren Menschen geht.  

Neben Muskelabbau können Alterungsprozesse, Lebensstilfaktoren, äußere Ereignisse (z.B. Infektionen, Krankenhausaufenthalte, Knochenbrüche), bestimmte Begleitkrankheiten und eventuell eine umfangreiche medikamentöse Therapie zur Gebrechlichkeit führen. Auch ein Diabetes ist dafür ein wichtiger Risikofaktor. Bei Menschen mit Diabetes, besonders bei schlechter Diabeteseinstellung, ließen sich in Untersuchungen ein rascherer Muskelabbau und höhere Gebrechlichkeit nachweisen als ohne Diabetes.  

Gebrechlichkeit und Muskelabbau sehr ernste Bedingungen und Einschränkungen. Sie müssen frühzeitig erkannt und wenn möglich behandelt werden. Denn sie führen zu erhöhter Anfälligkeit dafür, dass sich die Gesundheit verschlechtert, dass es zu Stürzen und Verletzungen kommt. Dies hat dann zur Folge, dass es zu einer weiteren Zunahme an Gebrechlichkeit, der Gefährdung der Selbstständigkeit mit Heimunterbringung oder Tod kommt. Um die Lebensqualität im Alter zu erhalten, sollte die  Stoffwechselkontrolle des Diabetes verbessert und ein altersangepasstes körperliches Trainingsprogramm mit Sturzvorsorge und Sturzvermeidung durchgeführt werden. Ebenso sind eine  Ernährung mit angemessener Versorgung mit Energie und eine optimale Aufnahme von Eiweiß unbedingt nötig. Daher sollte im Alter auch eine Gewichtsabnahme unbedingt vermieden werden, selbst wenn damit unter Umständen eine bessere Stoffwechselsituation eines Diabetes erreicht werden könnte.  

 

Demenz und Diabetes

Unter Demenz, übersetzt „Geistlosigkeit“, versteht man ein ganzes Bündel von Störungen des Geistes, nämlich den Abbau des Gedächtnisses, des Denkens, der Sprache, des Rechnens, der Lern- und Entscheidungsfähigkeit und der Orientierung. Dies hat dann auch Störungen des Verhaltens und der Persönlichkeit zur Folge. Denn die Betroffenen können ihren Alltag nicht mehr bewältigen und finden sich in ihrem Umfeld immer weniger zurecht. Ihr Bewusstsein ist dabei nicht getrübt. Die Störungen müssen über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr bestehen, ehe man von Demenz spricht. Demenz kann als Folge unterschiedlicher Erkrankungen des Gehirns entstehen, beispielsweise einer Alzheimer-Krankheit, Gefäßerkrankungen des Gehirns (z.B. Arteriosklerose), Stoffwechselstörungen oder anderen.   

Die Häufigkeit einer Demenz steigt mit dem Alter. Aber auch weibliches Geschlecht, Vererbung oder Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck sind Risikofaktoren. Nachweisen kann man eine Demenz anhand der Krankengeschichte, einer körperlichen Untersuchung, neurologisch-psychologischen Tests, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren (CT, MRT, PET).  

Demenz lässt sich zumeist nicht heilen. Daher sind alle Maßnahmen wichtig, das Risiko für Demenz gering zu halten. Dazu gehören eine gute Einstellung eines vorhandenen Diabetes, die Vermeidung schwerer Unterzuckerungen, die Verhinderung eines Komas bei Manifestation eines Diabetes und körperliche wie geistige Aktivität bis ins Alter. Singen, Musik und besonders Tanzen als Verbindung von Musik und konzentrierter Bewegung können Demenz vorbeugen oder sogar in leichten Fällen die Hirnfunktion wieder verbessern.  

Bei beginnender Demenz zielt die Behandlung darauf ab, das Fortschreiten zu verzögern und möglichst lange die Funktionen und Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu erhalten.  

Medikamentös kann man versuchen, mit bestimmten Arzneimitteln das Fortschreiten der Störungen zu hemmen. Dazu gehören Stoffe, welche den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin hemmen oder den Botenstoff Glutamat blockieren. Dies hilft in manchen Fällen verzögernd auf die Symptome, kann aber den zugrunde liegenden Krankheitsprozess nicht hemmen. Manche Medikamente zielen auf die Begleitsymptome wie Unruhe, Schlafstörungen, Sinnestäuschungen oder Angst. Eine medikamentöse Behandlung sollte nur durch Ärzte erfolgen, welche mit Nervenerkrankungen im Alter vertraut sind.  

Nichtmedikamentöse Behandlungen wie Psychotherapie, Musik- oder Kunsttherapie, Wahrnehmungsübungen, Gymnastik, Tanzen oder Ergotherapie können die Therapie ergänzen. Wichtig ist auch die Stärkung oder Entlastung der Angehörigen, da diese in besonderem Maße durch die Pflege einer demenzkranken Person belastet sind. 

 

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