Diabetes und COVID-19-Erkrankung

Das Jahr 2020 wird durch die Pandemie mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 oder COVID-19 geprägt. Dieses Virus, eine Nukleinsäure umhüllt von einer dünnen Eiweißschicht, ohne eine fremde Zelle nicht „lebensfähig“, mit unseren Sinnen nicht wahrnehmbar, kann unseren wunderbaren menschlichen Organismus schädigen und versetzt den ganzen Globus in Angst und Schrecken.

Innerhalb dieses Jahres haben wir viel im Umgang mit dem Virus gelernt und wissen doch wenig darüber. Die wichtigste Übertragung des Virus sind die Aerosole, über die wir uns infizieren können. Daraus leiten sich zur Vorbeugung und Vermeidung einer Infektion mit COVID-19 die sogenannten AHA+L+A – Regeln ab (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen, regelmäßiges Lüften, Corona-Warn-App nutzen).

Warum die Infektion und bei welchen Personen sie zu Symptomen und zur Erkrankung unterschiedlichen Schweregrades führt, wissen wir nur bruchstückhaft. Menschen mit Diabetes mellitus gehören zu den Risikogruppen, die sich leichter mit SARS-CoV-2 infizieren und an COVID-19 erkranken können, dann auch häufiger mit schwererem Verlauf.  Oft leiden diese Menschen auch an anderen Erkrankungen (wie z.B.: hoher Blutdruck, Übergewicht, erhöhte Blutfette, Fettleber u.a.) die Folgeerkrankungen des Diabetes sein können. Ob und welche Zusammenhänge es dabei gibt, ist derzeit unklar.

Klar ist, dass eine gute und stabile Einstellung des Diabetes-Stoffwechsels, auch von Blutdruck, Cholesterin usw., das Risiko für eine Infektion und Erkrankung mit und an COVID-19 senken.

Oberstes Ziel zur Vorbeugung und Vermeidung einer SARS-CoV-2-Infektion und COVID-19 Erkrankung ist, neben der konsequenten Einhaltung der AHA+L+A-Regeln, eine stabile und gute Stoffwechseleinstellung wie bei einem „Gesunden“, unter Einhaltung der spezifischen Behandlung (ohne Stoffwechselentgleisungen wie Hypogklykämien und Ketoazidosen, d.h.: BZ = 70-180 mg/dl; HbA1c < 7,5%; RR: £135/85 mm Hg).

Typische Symptome einer Infektion mit COVID-19, die 1-14 Tage nach einer Ansteckung (meist 5-6 Tage) auftreten können sind: Husten, Fieber, Schnupfen, Krankheitsgefühl, Geruchs- und Geschmacksstörungen. Zu den vielen möglichen weiteren Symptomen:siehe auch Informationen der Gesundheitsämter.

Zur Behandlung der COVID-19-Erkrankung werden, entsprechend dem Schweregrad der Erkrankung, Medikamente eingesetzt, die den BZ-Spiegel beeinflussen können. So führt das Dexamethason (=Cortison) zur BZ-Erhöhung. Allgemein sollte die bestehende Diabetes-Behandlung fortgeführt werden, muss aber bei Erkrankung, neuen Medikamenten und BZ-Wert angepasst werden.

Bei einer COVID-19-Infektion/-Erkrankung empfiehlt sich folgendes Vorgehen nach Symptomen und Schweregrad:

  • Engmaschige BZ-Kontrollen (morgens, vor (und ggf. auch nach) den Mahlzeiten, vor dem Schlafengehen, bei Auffälligkeiten)
  • Regelmäßige Blutdruck-Kontrollen (2 x am Tag oder öfters)
  • Temperaturkontrollen (Fieber)
  • Fortführung der Blutdruckbehandlung auch mit ACE-Hemmer oder AT-Rezeptor-Blocker
  • Kontrolle der „Nierenwerte“ und Elektrolyte sowie des Säure-/Basenhaltes – wegen Flüssigkeitsverlust durch Infekt / Fieber
  • Fortführung der Statintherapie unter Kontrolle der CK-Werte
  • Engmaschige Kontrollen der Sauerstoff-Sättigung mit dem Pulsoxymeter bei Atemproblemen
  • Fortführung der Diabetesbehandlung mit Tabletten / Insulin s.c., ggf. in angepasster Doierung
  • Insulin s.c. - wenn die Tabletteneinnahme nicht mehr möglich oder nicht mehr angezeigt (kontraindiziert) ist – Ziel-BZ: 110-180 mg/dl.
  • Absetzen - bei Fieber oder eingeschränkter Nierenfunktion oder gestörtem Säure-/Basenhaushalt - von:
    • SGLT2-Inhibitoren (Dapagliflozin)
    • Metformin
    • SH (Sulfonylharnstoffen: Glibenclamid, Glimepirid …)
    • DPP4-Inhibitoren (Gliptine)
    • Pioglitazon (Glitazone)
    • GLP-1-Rezeptoragonisten (Inkretine)
  • Intervention mit Insulin s.c. / i.v. oder Glucose, wenn die BZ-Zielwerte: 110-180 mg/dl, unter- bzw. überschritten werden
  • Insulin i.v.  bzw. Insulinperfusortherapie auf Intensivstation: dazu gibt es verschiedene Anwendungsprotokolle

siehe auch www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de, Corona-Update mit „DDG-Stellungnahme: Praktische Empfehlungen zum Diabetes-Management bei Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung“

 

Zusammenfassend:

Die Prävention einer COVID-19-Infektion/-Erkrankung steht im Vordergrund aller Maßnahmen - auch bei Menschen mit Diabetes mellitus. Neben den AHA+L+A Regeln verringert auch eine gute stabile Stoffwechseleinstellung das Risiko einer Infektion. Dazu gehören nicht nur Medikamente, sondern besonders auch eine gesunde, vitaminreiche Ernährung mit saisonalen Produkten (Gemüse und Obst) aus der Region, sowie regelmäßige Bewegung im Freien.

Bei Symptomen bzw. Erkrankung ist das weitere Vorgehen mit den erforderlichen Kontrollen und Maßnahmen, mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. Ziel muss eine gute Stoffwechseleinstellung ohne Entgleisungen sein - mit Anpassung der medikamentösen Behandlung nach Schweregrad der Erkrankung. Bei hohen BZ-Werten (z.B. nach Cortisongabe) kann dieses über ein Monitoring von BZ und Insulindosisanpassung erreicht werden.